Als ich Freddy im Dezember vergangenen Jahres das erste Mal traf, fiel mir gleich sein fester Händedruck auf. Ich wusste nicht viel über die Glasknochenkrankheit. Meine anfängliche Unsicherheit hat er mir schnell genommen.
Freddy ist 30, Biochemiker am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum, und arbeitet gerade an seiner Doktorarbeit. Für die Caritas-Kampagne Kein Mensch ist perfekt durfte ich dieses Portrait produzieren.
Gedreht habe ich das ganze mit der Canon 550D / Rebel T2i, die ich samt Zoom H1 und Sennheiser EW100 G2-Funkstrecke sowie dem externen Marshall-Monitor auf dem Schulter-Rig befestigt habe. Bis auf das Interview sind sämtliche Bilder frei aus der Hand gedreht.
Weil ich die Kamera oft unter Hüfthöhe gehalten habe, war der externe Monitor unverzichtbar. Viel lieber fokussiere ich aber über die Liveview-Anzeige mit dem LCDVF. Insofern war der ständige Wechsel zwischen beiden Displays etwas nervig, denn sobald der Monitor angeschlossen ist, bleibt die Anzeige der Kamera schwarz. Ständiges Steckerziehen und wieder reinstöpseln war die Folge. Keine Ahnung, wie oft die Buchse der Kamera sowas mitmacht.
Als Objektiv habe ich ausschließlich das Tamron 17-50mm verwendet, weil es beim APSC-Sensor der 550D einen guten Kompromiss zwischen der nötigen Weitwinkligkeit für Raumaufnahmen und mittlerer Brennweite für Nahaufnahmen aus kurzer Distanz bietet. Und das alles mit einer offenen Blende von f/2.8 über die gesamte Brennweite.
Leider war die Magic Lantern-Firmware zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch nicht verfügbar. Sie hätte sicher das ein oder andere vereinfacht, beispielsweise die Tonaufnahme (um später nicht synchronisieren zu müssen) oder die korrekte Belichtung dank der jetzt verfügbaren ISO-Zwischenwerte wie bei der 7D.
Auch wenn die Dreharbeiten insgesamt recht reibungslos verliefen (allein schon dank Freddys Geduld), traten natürlich die üblichen Probleme der Arbeit mit DSLR-Kameras auf.
- Wegen ständig wechselnder Drehorte und Lichtverhältnisse war der deutlich zu zeitraubende manuelle Weißabgleich nicht immer möglich. Also habe ich hier und dort mit Presets gearbeitet, was ein nachträgliches Color Grading (mit Magic Bullet Looks) erforderte. Auch aus diesem Grund habe ich von vornherein mit einem Superflat-Picturestyle gedreht, um möglichst viele Reserven dafür zu haben.
- Einige wenige Aufnahmen waren allein schon deshalb unbrauchbar, weil Aliasing- und Moiré-Muster auf Strukturen im Bildhintergrund einfach zu heftig waren.
- Während des etwa 45 Minuten langen Interviews musste ich einige Male unterbrechen, u.a. wegen des 12 Minuten-Aufnahmelimits und Überhitzung der Kamera.
Ausgeleuchtet habe ich das Interview mit recht kompakter Technik. Als Führungslicht diente die Akku-betriebene MicroPro-Leuchte von Litepanels mit 96 LEDs, gedämpft durch ein wenig Frost-Folie. Als Haarlicht habe ich mit der Schreibtischlampe im Hintergrund improvisiert.
Update (01.03.2011): Am 20. Februar sind Freddy und ich mit dem Deutschen Webvideopreis in der Kategorie „Dokumentation“ ausgezeichnet worden. Große Freude! Vor allem weil’s ein Publikumspreis war, mit dem wir nun wirklich nicht gerechnet hatten. Vielen Dank von uns beiden!